Aussprache

 

Beren beschafft einen Silmaril wieder - Eissmann

 

Vokale: Quenya-Vokale sind rein. Tolkien empfahl Leuten, die einen gewissen Grad an Akkuratheit in der Aussprache erreichen wollen, italienischen Vokale als Vorbild zu gebrauchen (gleiches empfahl übrigens auch Zamenhof für das Esperanto).

[Anmerkung der Übersetzerin: An dieser Stelle diskutiert Helge Fauskanger die englische Aussprache von Vokalen. Da das Deutsche jedoch verhältnismäßig "reine" Vokale benutzt - jedenfalls im Vergleich zum Englischen - halte ich es nicht für notwendig, diese Passage hier vollständig wiederzugeben. Zusätzlich erlaube ich mir, im folgenden die vorwiegend englischen Beispiele durch passende deutsche zu ersetzen (sofern dies möglich ist) und allgemein Ausführungen sinngemäß abzuändern oder auszulassen, wo es mir für deutsche Muttersprachler sinnvoll erscheint. Alle Ungenauigkeiten oder Fehler, die aufgrund dieser Bearbeitung entstehen, sind ausschließlich meiner Übersetzung und nicht Herrn Faustkanger anzulasten.]

Manche Sprecher neigen dazu, Vokale zu trüben, besonders wenn diese nicht betont sind. So kommt bei einem Wort wie Wege nur das erste E als "richtiger" E-Laut heraus. Das andere, unbetonte E klingt typischerweise verschwommener, undeutlicher, "reduzierter". Diese Art von Vokalen nennen Linguisten Schwa (vom Hebräischen Wort für "Nichtigkeit"). Doch im Quenya müssen alle Vokale an allen Positionen klar und deutlich ausgesprochen werden; jeder Anflug, sie zu trüben, muss unbedingt vermieden werden.

Wie wir uns erinnern, besitzt das Quenya sowohl lange als auch kurze Vokale, wobei die langen stets durch einen Akzent gekennzeichnet werden: á, é, ó, ú, í (kurze Vokale: a, e, o, u, i). Lange und kurze Vokale müssen auseinandergehalten und hörbar unterschiedlich ausgesprochen werden. Manchmal ist die Vokallänge der einzige Hinweis, der zwei sonst identische Worte unterscheidbar macht: zum Beispiel bedeutet cu mit kurzem u "Taube", während mit einem langen ú "Mondsichel" heißt. anhören

Das lange á klingt wie das deutsche Vater: "Hand", nárë "Flamme", quáco "Krähe". Das kurze a - der weitaus häufigste Vokal des Quenya - ist laut Tolkien "offener" als das lange. Als Beispiel mögen  Ast, Wache dienen (versuchen Sie, das kurze a möglichst "hell" und kurz zu sprechen). In einer sehr frühen Quelle führte Tolkien aus, dass das "Qenya", wie im Englischen, ein finales -a in einen Schwa umwandle. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass diese Version Jahrzehnte später, als der HdR geschrieben wurde, noch ihre Gültigkeit bewahrt hatte. In dieser frühen Quelle wird sogar erwähnt, dass nur ein wichtiger Dialekt des "Qenya" das finale -a nicht aufweiche. Sprecher des Quenya sollten also darauf achten, ein kurzes a in finaler Position nicht zu einem "Schwa" verkommen zu lassen. Es ist wichtig, ein volles a in allen Positionen zu sprechen. So sollten beide Vokale in Anna absolut gleich klingen! anhören

Das lange é hat den Klang des deutschen eh wie in reden. Tolkien schrieb, dass das lange é geschlossener als das kurze sein solle (also eher in Richtung i als in Richtung ä; siehe HdR Anhang E). Quenya-Beispiele: nén "Wasser", "Tag", ména Region". anhören

Das kurze e kann ausgesprochen werden wie Ende. Im Quenya tritt dieser Laut auch am Wortende auf. Da das finale e in der englischen Rechtschreibung oft lautlos ist (d.h. nicht ausgesprochen wird, wie z.B. in name, take), gebrauchte Tolkien oft die Schreibweise ë an dieser Position – und das werden wir in diesem Kurs auch machen. Quenya-Wörter: lómë "Nacht", morë "schwarz", tinwë "funkeln". anhören

Das lange í wird wie in Biene ausgesprochen. Das Quenya-Wort "jetzt, nun" ist ein ähnlicher Laut, ebenso wie nís "Frau" und ríma "Kante". Dieses lange í muss hörbar länger sein als das kurze, das wie Nick klingt: titta "winzig", imbë "zwischen", vinya "neu". Spätere Aufzeichnungen deuten an, dass die Qualität des Vokalklangs dem langen i in Biene entspricht – beginnen Sie mit diesem Laut und verkürzen Sie ihn. Wie bei allen Vokalen muss die Aussprache an allen Positionen (also auch am Wortende) identisch sein. anhören

Das lange ó entspricht in etwa dem deutschen o wie in Rom. Einige Wörter: mól "Sklave", "Wolle", óma "Stimme". Das kurze o kann wie in Bonn ausgesprochen werden: rondo "Höhle", olos "Traum", tolto "acht". Es darf niemals zu einem Schwa reduziert werden; seien Sie besonders aufmerksam bei Endungen auf -on (oft bei männlichen Namen oder als Pluralform des Genitiv; siehe spätere Lektionen). anhören

Das lange ú klingt wie in Wut, Brut: Númen "Westen", yúyo "beide". Das kurze u muss deutlich kürzer als das lange klingen, ähnlich dem deutschen kaputt. Im Idealfall sollte es allerdings ein bisschen "gerundeter" sein als in kaputt; es sollte einfach eine kürzere Version des langen ú sein: cundu "Prinz", nuru "Tod", ulundo "Monster". anhören

Wichtig: Deutsche Sprecher müssen ganz besonders auf ihre Vokale achten, wenn die Kombination Vokal + r auftritt. Bei Paaren wie ar, or wird der Vokal verlängert: der Garten wird so zu Gaarten. Viele würden sogar das r wegfallen lassen: Gaaten. Ebenso oft wird die Qualität des Vokals verändert: Wort wird zu Woat, Turm zu Tu-em. In Quenya-Worten wie narda "Knoten" oder lorna "schlafend" müssen die Vokale jedoch kurz und unverändert bleiben. Ebenso darf das r niemals ausgelassen werden. Keineswegs sollten Aussprachen wie "naada", "loo(a)na" zustande kommen, so groß die Versuchung für Deutschsprachige auch sein mag. anhören

Diphthongs: Zusätzlich zu den einzelnen Vokalen, die wir oben besprochen haben (von den Linguisten Monophthonge genannt), haben wir die Diphthongs - Kombinationen von Vokalen, die als ein Laut ausgesprochen und sich in vielerlei Hinsicht wie ein einzelner Vokal verhalten: die Quenya-Diphthongs sind ai, au, eu, iu, oi und ui.

  Der Diphthong ai entspricht dem deutschen ei wie in Wein, Geheimnis. Quenya-Beispiele: faila "gerecht, großzügig", aica "grausam, schrecklich", caima "Bett", aira "heilig". anhören

Der Diphthong au klingt wie in Haus: aulë "Erfindung", laurëa "golden", taurë "Wald". anhören

Beim Diphthong eu müssen deutsche Sprecher aufpassen. Er entspricht nicht dem eu in heute oder neu; er klingt wie die beiden Einzelvokale e und u, schnell hintereinander ausgesprochen: e-u. Dabei sollen beide Vokale flüssig aneinander gebunden und nicht abgehackt werden wie beispielsweise in der Abkürzung EU (Europäische Union). Achten Sie darauf, die Vokale schnell aneinander zu binden, da das Quenya-eu immer nur als eine Silbe gilt. Folglich ist leuca "Schlange" ein zweisilbiges Wort: leu-ca (und nicht le-u-ca). Weitere Beispiele: neuma "Schlinge", peu "Lippenpaar". Dieser Diphthong tritt im Quenya jedoch eher selten auf. anhören

Der Diphthong iu ist eine schnelle Aufeinanderfolge der Vokale i und u, ähnlich dem englischen yule. Dies stimmt mit der typischen Aussprache des Quenya im Dritten Zeitalter überein. Tolkien schrieb, dieser Diphthong sei ursprünglich ein "fallender" gewesen, mit der Betonung eher auf dem ersten als auf dem zweiten Vokal (HdR Anhang E). Jedoch sei die Aussprache des Dritten Zeitalters genauso "gültig", auch innerhalb des Mythos, und für uns ist sie einfacher zu erlernen. Dieser Diphthong ist auf jeden Fall sehr selten; in den Etymologies sind nur eine Handvoll Wörter belegt: miulë "jaulend, miauend", piuta "spucken", siulë "Beweggrund" und die Gruppe tiuca "dick", tiuco "Schenkel" and tiuya- "anschwellen, dick werden" – ein paar weitere Beispiele für iu können noch in Tolkiens frühem "Qenya"- Material gefunden werden. anhören

Der Diphthong oi wird gemäß seinem Schriftbild ausgesprochen, entspricht also dem deutschen eu in heute: coirëa "lebendig", soica "durstig", oira "ewig". anhören

Der Diphthong ui entspricht ebenfalls dem Schriftbild, unterscheidet sich aber vom deutschen ui wie in Ruine durch zwei Punkte: zum einen wird er nicht abgehackt, sondern flüssig aneinander gebunden, und zum anderen muss er eine einzige Silbe bilden; also nicht hu-i-në, sondern hui-në: huinë "Schatten", cuilë "Leben", uilë "(lange, rankende) Pflanze". Beachten Sie, dass die Kombination qui nicht den Diphthong ui enthält; sie ist lediglich eine optisch angenehmere Schreibweise für cwi (z.B. orqui "Orks" = orcwi). anhören

Alle anderen Vokalgruppen sind keine Diphthongs, sondern einfach Vokale, die zu unterschiedlichen Silben gehören, und daher auch getrennt ausgesprochen werden. In linguistischen Begriffen gesprochen sagt man von Vokalen, die direkt aufeinander folgen ohne dabei  Diphthongs zu bilden, sie befänden sich im Hiatus. Das primitive Elbisch besitzt offensichtlich keine solche Kombinationen, zumindest nicht in der Wortmitte: Tolkien lässt Fëanor schlussfolgern, dass "our fathers...in building words took the vowels and parted them with the consonants as walls" (VT39:10). Einige Konsonanten gingen im Quenya jedoch verloren, so dass ursprünglich "getrennte" Vokale in direkten Kontakt miteinander kamen (VT39:6). Im Quenya gibt es sogar mehrsilbige Wörter, die ausschließlich aus Vokalen bestehen, zum Beispiel (ein Name des Universums) oder oa ("fort, weg"). Die häufigsten sich im Hiatus befindlichen Vokalkombinationen sind ea, eo, ie, io, oa; jeder Vokal sollte "für sich" ausgesprochen werden. Tolkien betonte diesen Sachverhalt oft durch das Hinzufügen einer Diaresis (waagerechter Doppelpunkt) über dem betreffenden Vokal. Wir werden in diesem Kurs ebenfalls durchgängig davon Gebrauch machen: ëa (), ëo (), . Bei der Kombination ie verzichten wir jedoch darauf (ausgenommen am Wortende), ebenso beim oa. Da Tolkien in manchen Manuskripten jedoch auch und öa anführte, müssen die Vokale ebenfalls getrennt gesprochen werden. Beachten Sie, dass das ö in öa ein reines o bleiben muss, und nicht zum Umlaut ö wie in Hören wird. In Übereinstimmung damit schreibt Christopher Tolkien in seiner Note on Pronounciation im Anhang des Silmarillions, dass der Name Nienna Ni-enna ausgesprochen werden muss, und nicht Ninna mit langem i. Einige Beispiele: fëa "Seele", lëo "Schatten, Schattierung", loëndë "Jahr-Mitte" (der mittlere Tag des Jahres laut Elbischem Kalender), coa "Haus". anhören


Konsonanten: Die meisten Konsonanten sind für Personen mit westeuropäischer Muttersprache leicht auszusprechen. Diese Punkte müssen dabei beachtet werden:

C wird immer wie k ausgesprochen, und niemals wie s oder z; celma "Kanal" oder cirya "Schiff" dürfen nicht wie selma oder gar zelma klingen. (Dies gilt ebenfalls für das Sindarin: Wenn in der von Rankin/Bass animierten [englischen] Filmversion des HdR Celeborn wie "Seleborn" ausgesprochen wird, wird klar, dass es die Filmemacher niemals bis zum Anhang E geschafft haben. Glücklicherweise wurde dieser Fehler von Peter Jackson nicht wiederholt.) anhören

In den Gruppen hw, hy, hl, hr wird der Buchstabe h nicht separat gesprochen. Es sind lediglich Digraphe, die einen einzelnen Konsonanten umschreiben:
Was wie hl, hr geschrieben wird, war ursprünglich ein stimmloses l, r. Das bedeutet, dass diese Laute ohne Vibration der Stimmlippen produziert wurden, was in einer "gehauchten" Version der normalen l, r resultierte. (Wenn Sie es schaffen, das l in Platz zu isolieren, werden Sie ein stimmloses l erhalten – wenngleich es in diesem Fall nur "unbeabsichtigt" stimmlos ist aufgrund des vorhergehenden, stimmlosen Explosivlauts p. Im Deutschen existiert kein stimmloses l wie im ursprünglichen Quenya.) Im Quenya sind diese Laute eher rar; einige Beispiele wären hrívë "Winter" und hlócë "Schlange, Drache". Jedoch berichtete Tolkien, dass zum Zeitpunkt des Dritten Zeitalters hr und hl zu den normalen, stimmhaften r, l wurden. Die Schreibweise wurde jedoch offensichtlich beibehalten.
anhören

Was hw geschrieben wird, entspricht dem Englischen wh in Dialekten, die wh und w hörbar unterscheiden (z.B. sind witch und which zwei hörbar unterschiedliche Wörter – amerikanisches und nordbritisches Englisch halten diese Trennung aufrecht, in der British Received Pronunciation wurde sie fallengelassen). Nehmen Sie einfach an, hw sei eine (weiche) Version des Lautes, den Sie produzieren wenn Sie eine Kerze auspusten. Hw ist kein häufiger Laut im Quenya; hier folgt die vermutlich vollständige Liste aller Wörter, bei denen er auftritt: hwan "Schwamm, Fungus", hwarin "krumm, unehrlich", hwarma "Riegel, Querholz", hwermë "Zeichen(Gesten-)Code", hwesta "Brise, Hauch, leichter Windstoß" (auch als Verb: hwesta- "blasen, pusten"), hwindë "Strudel, Wirbel". anhören

Das notierte hy klingt wie das deutsche ch in ich. Im HdR-Anhang E schrieb Tolkien, dass hy dasselbe Verhältnis zu y besitzt wie hw (s.o.) zu w: das eine ist stimmlos, das andere stimmhaft. Beispiele: hyarmen "Süden", hyalma "Muschel, spiralförmige Schnecke", hyellë "Glas". Anscheinend tritt hy vorwiegend am Wortanfang auf; ahya- "(ver)ändern, wechseln" ist zur Zeit das einzige anderslautende Beispiel. Jedoch: das h in der Kombination ht wird nach bestimmten Vokalen ebenso wie hy ausgsprochen (siehe weiter unten). – Im HdR-Anhang E führte Tolkien aus, dass Sprecher des Westron (die "Originalsprache" des Roten Buchs, die Tolkien ins Englische "übersetzte") den Laut hy oft durch sch ersetzten. Sprecher, die sich nicht um phonologische Details kümmern, können natürlich dasselbe tun, und ein Wort wie hyalma in "schalma" abändern. Dies wäre eine Aussprache, die auch innerhalb Mittelerdes vorkommt, obwohl es nicht die richtige elbische wäre (und es scheint besser, auf letztere hinzuarbeiten!) Ich schätze jedoch, viele Sprecher des Englischen würden kaum einen Unterschied erkennen. anhören

Außerhalb der Gruppen hw, hy, hl, hr repräsentiert der Buchstabe h einen unabhängigen Laut, wird aber an unterschiedlichen Positionen verschieden ausgesprochen. Es scheint, dass das Quenya-h ursprünglich (jedenfalls dann, wenn es vom primitiven Elbischen kh stammt) wie das deutsche h in hoch gesprochen wurde. Zu Fëanors Zeit klang es scheinbar wie ch in Bach. In der Lautschrift wird dies mittels [x] notiert. Später wurde dieses [x] am Wortanfang weicher und entwickelte sich zum deutschen h. Tolkien unterrichtet uns im HdR-Anhang E, dass der Tengwar-Buchstabe für [x] ursprünglich harma genannt wurde; er hieß im Tengwar so, weil das initiale h des Worts ein Beispiel für den Laut des Buchstabens [x] war. Aber als das [x] an dieser Position sich zum (deutsch gesprochenen) h wandelte, wurde der Tengwa-Buchstabe neu benannt: aha, denn in der Wortmitte wurde [x] nicht weich. Nach diesen komplizierten Verwicklungen können wir nun folgende Regeln ableiten: am Wortanfang (vor einem Vokal) wird h wie ein normales deutsches h ausgesprochen. In der Mitte von Worten klingt h wie ein [x] (Bach); gleiches gilt für ein h zwischen Vokalen (aha "Zorn") und vor dem Konsonant t in Wörtern wie pahta "geschlossen", ohta "Krieg".
In einer späten Quelle notierte Tolkien, dass in Quenya und Telerin das mittlere [x] schließlich ebenfalls zum h wurde (VT41:9). Daher mag es erlaubt sein, selbst Worte wie aha mit einem deutschen, gehauchten h auszusprechen. Die Gruppe ht muss höchstwahrscheinlich dennoch wie [xt] (Nacht) gesprochen werden; das weiche Hauch-h wäre an dieser Position sonst kaum hörbar.
Diese Regel erfordert eine Anmerkung. Wahrscheinlich wurde ein h vor t ursprünglich immer wie [x] ausgesprochen. Dies gilt auch weiterhin, wenn das h auf einen der Vokale a, o und u folgt, wie in den Beispielen pahta, ohta weiter oben. Folgte es jedoch auf ein i oder e, verwandelte sich das originale [x] in den ch-Laut wie im deutschen ich. (Tolkiens Vorlage für diese Verschiebungen scheint tatsächlich das Deutsche gewesen zu sein.) Also wird das h in den Worten ehtë "Speer" oder rihta- "zerren, zucken" wie das oben beschriebene hy (ich) ausgesprochen. Wieder nahm Tolkien an, menschliche (sterbliche) Sprecher des Westron besäßen die Tendenz, stattdessen ein "sch" zu sprechen: "eschtë", "rischta." (Diese Fehler wären typisch für englische Muttersprachler. Aus deutscher Perspektive stellen sich diese Probleme eigentlich nicht.) anhören

Das l des Quenya klingt mehr oder weniger wie das deutsche l. – Perfektionisten können ein Detail beachten:  In Letters:425 erwähnte Tolkien das l unter den "Dentalen"; dies sind Laute, die mit der Zungenspitze an den oberen Schneidezähnen produziert werden. Das Deutsche benutzt hingegen üblicherweise ein alveolares l: ein Laut, bei dem die Zungenspitze weiter hinten und höher als die Zähne liegt (und diese auch nicht berührt). Dies "verdunkelt" das l etwas. Beim Sprechen des Quenya-l sollte man darauf achten, mit der Zungenspitze die Zähne zu berühren.

Das Quenya-n klingt wie das deutsche. Ursprünglich ist es die ganze Zeit über ein n gewesen, aber in einigen Fällen steht es für das ältere ng, wie im deutschen Ding (Sie merken, dass das g nicht hörbar ist, trotz der Schreibweise). Im Gegensatz zum Deutschen kann das Quenya diesen Laut auch am Anfang des Wortes haben. Wie in der Besprechung der Rechtschreibung angedeutet, gebrauchte Tolkien manchmal den Buchstaben ñ, um das ältere ng zu notieren, zum Beispiel in Ñoldor. In einem seiner Briefen fügt er als Fußnote das Wort Noldor (so geschrieben) ein und informiert den Leser, dass das initiale N "ng" wie in "Ding" ausgesprochen werden solle (Letters:176). Dies wäre jedenfalls die "altertümliche" Aussprache; Sprecher des Quenya zu Frodos Zeiten würden schlicht Noldor sagen: HdR-Anhang E zeigt deutlich auf, dass bis zum Zeitpunkt des Dritten Zeitalters das initiale ñ zu einem normalen n geworden ist. Daher wird der elbische Buchstabe ñ als n übertragen. Wir haben diese Vorgehensweise hier übernommen, so dass der Buchstabe n in nahezu allen Fällen das normale deutsche n repräsentiert, ungeachtet seiner phonologischen Vorgeschichte im Quenya. Ich sage "in nahezu allen Fällen", da dieses n immer noch wie ñ ausgesprochen wird, wenn es vor c (= k), g und qu steht. Dies stellt kein großes Problem dar, da es für Sprecher des Deutschen natürlich ist und dort ebenfalls so gehandhabt wird. In einem Wort wie anca "Kiefer" wird der Cluster nc daher gesprochen wie das nk in Tank, und im Wort anga "Eisen"sollte das ng wie in Dinge klingen. Beachten Sie jedoch, dass bei einem ng in der Wortmitte das g stets hörbar ausgesprochen werden muss (dies gilt ebenso für die Gruppe ngw, wie in tengwa "Buchstabe"). Es ist NICHT nur das einfache, oben beschriebene ñ, das "ng" des deutschen Ding ohne hörbares g! anhören

Das Quenya-r steht für ein gerolltes r in allen Positionen; der Klang verliert sich nicht vor Konsonanten (wie in Garten, s.o.; HdR-Anhang E). Das r soll mit der Zunge gerollt werden, wie im Spanischen, Italienischen, Russischen etc. Bestimmte Feinheiten des Tengwar- Alphabeths deuten an, dass im Quenya das r unmittelbar vor Konsonanten und am Ende des Worts etwas weicher gesprochen wird. Nichtsdestotrotz sollte es sauber gerollt werden und absolut hörbar bleiben, selbst in diesen Positionen: parma "Buch", erdë "Saat, Samen", tasar "Weide(nbaum)", Eldar "Elben". Der Vokal vor dem r soll nicht verlängert oder sonst wie beeinflusst werden. Das uvulare r im Deutschen und Französischen muss im Quenya ganz vermieden werden, da Anhang E des HdR schreibt, diesen Laut fänden die Elben scheußlich (es wird sogar angenommen, dass dies die orkische Aussprache des r sei!). anhören

Der Konsonant s muss immer stimmlos sein, wie in ist, was (HdR-Anhang E). Im Deutschen wird das s oft zum stimmhaften s, ganz besonders vor Vokalen (Sage, so); und nicht selten verwandelt es sich sogar in sch (Speer, Stolz) – dies alles darf beim Quenya nicht vorkommen. Beim Aussprechen des Quenya sollte man folglich sehr vorsichtig darauf achten, das s stets stimmlos zu halten: Isildur, asar "Fest", olos "Traum", nausë "Vorstellung, Imagination". Das Exil-Quenya des Dritten Zeitalters besitzt überhaupt kein stimmhaftes s. (Tolkien stellte sich vor, dass das stimmhafte s in einem früheren Stadium durchaus vorhanden war, aber später in ein r überging. Zum Beispiel zeigt UT:396 an, dass der Plural von olos "Traum" zu einem frühen Zeitpunkt olozi lautete, aber später zu olori wurde.) Wenn es zwischen Vokalen auftritt, repräsentiert ein s oft den Laut þ (mehr oder weniger das th im Englischen think); die oben genannten Wörter asar und nausë stehen für das ältere aþar bzw. nauþë, und werden in der Rechtschreibung des Tengwar auch so notiert. anhören

Zu v und w: Wir müssen annehmen, dass diese beiden Buchstaben wie im Englischen ausgesprochen werden. Das bedeutet, das v entspricht immer dem normalen deutschen w; es wird an keiner Stelle des Worts zum f wie in brav. Das w entspricht seinem englischen Pendant (weather, willow). Das initiale (anfängliche) nw jedoch ist keinesfalls n + w, sondern ein sogenannter Labiallaut; siehe weiter unten). Dennoch gibt es einige unklare Punkte. HdR- Anhang E scheint darauf hinzuweisen, dass im Dritten Zeitalter das initiale w wie ein deutsches w klingt: es wird gesagt, der Name des Tengwar-Buchstaben vilya habe früher wilya gelautet. Entsprechend zeigte Tolkien auf, dass das Wort véra ("persönlich, privat, eigen") im sogenannten "Alten Quenya" wéra lautete (PM:340). In den Etymologies sind die Angaben dagegen etwas abweichend. Die meisten Angaben lassen jedoch darauf schließen, dass am Wortanfang w- wie sein deutsches Äquivalent w ausgesprochen wird (jedenfalls zum Zeitpunkt des Dritten Zeitalters); wo Tolkien eine Form doppelt sowohl mit w- als auch mit v- auflistete, muss die erstere offensichtlich als die archaischere betrachtet werden. Ich habe die Buchstabenwahl zwar nicht in Regeln gefasst, doch wo Tolkien selbst eine Form auf v- eher als eine auf w- (sei es als alleinstehende Form oder als Alternative zu w-) auflistete oder benutzte, werde ich in diesem Kurs die v-Form benutzen. (Dies gilt auch für vilin!) Es ist jedoch denkbar, dass laut Aussprache des Dritten Zeitalters alle initialen ws wie das deutsche w klingen; die ursprüngliche Unterscheidung zwischen initialem v und w wäre in der gesprochenen Sprache verloren gegangen. Es ist nicht ganz klar, was Tolkien meinte: ob diese Unterscheidung in der Tengwar-Rechtschreibung aufrechterhalten wurde oder nicht. - Anders als am Beginn eines Worts wird die Unterscheidung zwischen v und w im Quenya des Dritten Zeitalters aufrecht erhalten. Im Fall der Gruppen lw und lv kann die Unterscheidung sogar durch eine Veränderung in der Aussprache der Gruppe lv betont werden: "Für lv, nicht für lw, gebrauchten viele Sprecher, besonders Elben, lb" (HdR- Anhang E). Folglich wurde ein Wort wie elvëa "sterngleich, -artig" oft "elbëa" ausgesprochen, und möglicherweise auch so in der Tengwar-Schrift notiert. Obwohl häufig auftretend, scheint dies dennoch keine "Standard-Aussprache" zu sein, und die Rechtschreibung Tolkiens zeigt gewöhnlich die Aussprache "lv" an. Zum Beispiel celvar (oder "kelvar", "Tiere") und nicht celbar in den Reden Yavannas und Manwës im Silmarillion, 2. Kapitel. In PM:340 nannte Tolkien das Wort für "Ast" jedoch eher olba denn olva. anhören

Der Buchstabe y wird ausschließlich als Konsonant gebraucht, niemals als Vokal i oder gar Umlaut ü. Er entspricht dem deutschen j wie in Jahre, jeder: Tolkien betonte dies als eine der wenigen Abweichungen des Quenya von der lateinischen Schreibweise (Letters:176). Der Vokal y, wie im deutschen ü oder französischen "u" in lune, existiert im Quenya nicht (ist jedoch im Sindarin anzutreffen).

Palatalisierte und Labialisierte Laute: Im Quenya finden wir Worte wie nyarna "Sage, Geschichte", tyalië "Spiel" oder nwalca "grausam". Der Rechtschreibung nach zu urteilen, scheinen diese Wörter mit Konsonantenclustern zu beginnen: n + y, t + y, n + w. Dies würde jedoch nicht mit der expliziten Aussage in Lowdhams Bericht übereinstimmen, die besagt, dass "Adunaisch, ebenso wie Avallonisch [=Quenya] nicht mehr als einen einzigen Basiskonsonanten am Wortanfang duldet" (SD:417-418). Wie können wir das also erklären? anhören

Die Lösung scheint in der Vermutung zu liegen, dass "Kombinationen" wie ny in nyarna tatsächlich einzelne Basiskonsonanten sind: ny ist nicht der Cluster n + y, sondern derselbe einzelne Laut, der im spanischen Alphabet als "ñ" aufgeführt ist – wie in señor. Natürlich, dies klingt ähnlich wie "senjor", aber "ñ" ist in Wirklichkeit ein einzelner Konsonant. Dieses "ñ" ist die palatalisierte Version des n, ein n, das in Richtung y "getrübt" wird. Das Deutsche besitzt ebenfalls einen palatalisierten Konsonanten, ausgedrückt durch die drei Buchstaben "sch" (die natürlich keinen Cluster s + c + h repräsentieren); dies kann man als palatalisiertes s bezeichnen. Beim aufmerksamen Vergleich der Artikulation von s und sch kann man wahrnehmen, wie der Palatalisierungs-Vorgang im eigenen Mund stattfindet: Ein Konsonant wird palatalisiert, indem man den Zungenrücken zur Decke der Mundhöhle wölbt (englisch: palate = Gaumen). Das Verhältnis von s zu sch entspricht dem von n zum ny des Quenya (oder dem spanischen "ñ").

Neben ny besitzt das Quenya die palatalisierten Konsonanten ty, ly, ry (z.B. in tyalië "Spiel", alya "reich", verya "kühn, mutig"); sie sind die palatalisierten Gegenstücke zu t, l, r. In Bezug auf ty schrieb Tolkien, es könne wie das "t" im englischen tune ausgesprochen werden (siehe zum Beispiel SD:418-419 - es muss angemerkt werden, dass er an Dialekte dachte, bei denen dies als "tyoon" gesprochen wird; dies trifft nicht auf das amerikanische Englisch zu). Für uns mag als Beispiel "tj" in tjuhn dienen (wie das englische Wort tune in deutscher Lautschrift aussähe). In Gondor sprachen manche Menschen das Quenya-ty wie tsch aus (Quatsch), aber dies ist nicht die korrekte elbische Aussprache. Was den Konsonanten ly betrifft, besitzt er Ähnlichkeit mit dem "lh" im portugiesischen olho ("Auge"). Im Anhang E des HdR notierte Tolkien, das (so geschriebene) l solle "bis zu einem gewissen Grad ‚palatalisiert’ sein zwischen e, i und einem Konsonanten, oder final nach e, i". Die Wendung "bis zu einem gewissen Grad" legt nahe, dass wir keine "volle" Palatalisierung des l in diesen Positionen anbringen sollen (dies wäre als ny notiert), sondern in Wörtern wie Eldar "Elben" oder amil "Mutter" nur eine winzige Andeutung desselben. anhören

Neben den palatalisierten haben wir auch labialisierte Konsonanten: nw, gw und qu (= cw). Die sind nicht die Cluster n + w, g + w, c + w. Vielmehr repräsentieren sie w, g, c (k), gesprochen mit gespitzten Lippen. Dies entspräche im Klang etwa dem englischen w in water: Durch das Zuspitzen der Lippen wird der Konsonant "labialisiert" (aus dem Lateinischen Wort für "Lippe"). Eine behelfsmäßige deutsche Lautnachahmung des englischen "water" wäre uota (mit offenem o!). Das Quenya-qu kann sicherlich wie das englische queen gesprochen werden (deutsche Umschreibung: kuiehn, sehr behelfsmäßig!), aber im Idealfall verschmelzen k und (englisches) w zu einem einzigen Laut. Nw und gw repräsentieren entsprechend die "verschmolzenen" Versionen von n/w, g/w. - Es sei erwähnt, dass nw nur am Wortanfang ein einzelner, labialisierter Konsonant ist; an dieser Stelle steht es für das ältere ngw (vgl. was Tolkien auch als "ñw" notieren könnte, indem er das "ñ" für ng wie in Ding benutzte). In der Wortmitte, z.B. bei  vanwa "fort, verloren", ist nw tatsächlich nur ein Cluster von n + w, und wird in der Tengwar-Schreibung auch so notiert. Die labialisierten Konsonanten qu und gw treten jedoch auch in der Mitte von Worten auf. Gw tritt sogar nur in dieser Position auf, und zwar immer in der Kombination ngw (nicht "ñw" sondern "ñgw", immer noch das "ñ" wie Tolkien gebrauchend): ): lingwë "Fisch", nangwa "Kiefer (anatomisch)", sungwa "Trinkgefäß". anhören


Zur Frage der Länge: Wenn palatalisierte oder labialisierte Konsonanten zwischen zwei Vokalen auftreten, zählen sie als lang oder doppelt (als ob die Digraphen tatsächlich für Konsonantencluster stünden). Benutzt man wiederum den Buchstaben "ñ" mit seinem spanischen Wert als palatalisiertes n (und nicht als das ng in Ding mit klingendem g, wie es Tolkien oft tat), könnte man sich fragen, ob ein Wort wie atarinya ("mein Vater", LR:61) nicht für "atariñña" steht. Falls dem so ist, repräsentiert die Gruppe ny in der Wortmitte ein langes, palatalisiertes N. Dann würde sogar das Wort Quenya eher "Queñña" als "Quen-ya" ausgesprochen werden. Eine andere Möglichkeit ist "Queñya", mit palatalisiertem n und nachfolgendem, relativ deutlichem y (was nicht der Fall ist, wenn ny am Wortanfang auftritt). Beim Vorlesen einer Version des Namárië spricht Tolkien mindestens einmal das Wort inyar wie "iññar" aus (beim zweiten Auftreten des Worts sagt er jedoch einfach "inyar" mit n + y). Sofern es die Betonung betrifft, müssen die Gruppen ny, ly, ry, ty und qu (für cw) stets als lange Konsonanten oder als Konsonantencluster betrachtet werden (siehe dort) - obwohl feststeht, dass sie in anderen Fällen als einzelne, einheitliche Konsonanten gelten.

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