Alternative
Schreibweisen: Qenya, Qendya, Quendya
Quenya
besitzt fünf Vokale, a,
e, i, o, u, jeweils kurz und lang;
lange Vokale werden durch einen Akzent gekennzeichnet: á,
é, í, ó, ú. Der Vokal a
ist der mit Abstand häufigste. Der Klang der Vokale entspricht
eher dem Spanischen oder Italienischen, und nicht dem Englischen.
Um die Aussprache derjenigen zu "reinigen", die an englische
Rechtschreibung gewöhnt sind, schrieb Tolkien manchmal einen
waagerechten Doppelpunkt (Diaresis) über bestimmte Vokale; beispielsweise
Manwë statt Manwe
um zu verdeutlichen, dass das finale e
nicht stumm ist, oder Eärendil
um anzuzeigen, dass die Vokale e
und a getrennt ausgesprochen
werden und nicht wie im Englischen ear zu einem i-Laut zusammengezogen
werden dürfen. Übrigens bleibt das ä
in Eärendil ein
a - es darf keinesfalls
wie der deutsche Umlaut ä
ausgesprochen werden! Die Doppelpunkte sind für die Bedeutung
völlig unerheblich und können ohne Bedenken in e-Mails ausgelassen
werden. Die Diphthongs lauten ai,
au, oi, ui, eu, iu. (Ein
siebter Diphthong ei scheint
in ein, zwei Worten aufzutreten, bleibt aber ungewiss.) Die Konsonanten
sind größtenteils dieselben wie im Deutschen, mit
ein paar Ausnahmen: das ch wie
in ich wird
hy geschrieben (Beispiel:
hyarmen "Süden");
der Buchstabe h klingt
unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls wie das Deutsche ch.
Es sei ebenfalls angemerkt, dass die Explosivlaute b,
d, g nur in den Kombinationen mb,
nd/ld/rd und ng
auftreten können (manche Abarten des Quenya besaßen zudem
lb statt lv).
Es existieren keine Konsonantencluster am Wortanfang mit Ausnahme
von qu (= cw)
(und ty, ny
und nw, wenn wir die Halbvokale
y, w
zu den Konsonanten zählen). Für gewöhnlich finden sich
ebenso wenig Konsonantencluster am Wortende; Worte enden entweder
auf einen der Einzelkonsonanten t,
s, n, l, r oder auf einen Vokal
- letzteres ist bei weitem häufiger. In der Wortmitte zwischen
zwei Vokalen darf eine begrenzte Anzahl von Konsonantenclustern auftreten;
diejenigen, die von Tolkien als "häufig" oder "bevorzugt"
bezeichnet werden, sind hier kursiv angeführt: cc,
ht, hty, lc, ld, ll, lm,
lp, lqu, lt, lv, lw, ly,
mb, mm, mn, mp, my,
nc, nd, ng, ngw,
nn, nqu, nt, nty, nw,
ny, ps, pt, qu
(für cw), rc,
rd, rm, rn, rqu, rr, rt,
rty, rs, rw, ry, sc, squ,
ss, st, sty, sw, ts, tt,
tw, ty, x (für ks).
Ein paar wenige Cluster dürfen in Kombinationen auftreten. Die
Phonologie des Quenya ist recht restriktiv und gibt so der Sprache
einen klar definierten Stil. Das quendische Nomen wird in neun oder zehn Fällen dekliniert. (Es existieren ebenfalls vier Pluralformen, doch wir werden uns größtenteils an den Singular halten, wenn wir die Fälle auflisten). Lernende brauchen sich nicht von der großen Anzahl an Fällen eingeschüchtert fühlen. Denn wo im Deutschen eine Präposition vor einem Nomen steht, bevorzugt das Quenya oft, dem Nomen stattdessen eine Fallendung anzuhängen; das ist schon beinahe alles. Der Nominativ Singular ist die grundlegende, ungebeugte Form des Nomens; er besitzt keine spezielle Endung. Die typische Funktion eines Nominativ-Nomens ist es, das Subjekt eines Verbs zu sein, wie lómë "Nacht" oder aurë "Tag" in den Schlachtrufen vor und während der Nirnaeth Arnoediad: Auta i lómë! "Die Nacht vergeht !" Aurë entuluva! "Es wird wieder Tag werden!" (Silmarillion, Kap. 20). Das in Valinor gesprochene Quenya besaß einen Akkusativ, welcher durch Verlängerung des letzten Vokals des Nomens geformt wurde. cirya "Schiff" (Nominativ), ciryá "Schiff" (Akkusativ). Nomen, die auf einen Konsonanten enden, besaßen vermutlich keine erkennbare Akkusativform. Im Plural erhielten sogar Nomen, welche auf einen Vokal enden, die Endung i, z.B. ciryai "Schiffe" (Nominativ ciryar). Die Funktion des Akkusativ-Nomens bestand vornehmlich darin, anzuzeigen, dass das Nomen das Objekt eines Verbs ist; wir besitzen keine Beispiele, doch können selbst eines konstruieren: haryan ciryá, "Ich besitze ein Schiff" (haryan ciryai "Ich besitze [mehrere] Schiffe"). Doch in Mittelerde verschwand diese spezielle Akkusativform aus der Sprache der Noldor (solche Dinge können passieren, während man erbittert Orks, Balrogs und Drachen bekämpft), und der Nominativ übernahm deren frühere Funktion. Also war es fortan zulässig zu sagen haryan cirya, haryan ciryar. Moderne Schreibende scheinen die spezielle Akkusativform niemals zu benutzen. Der Genitiv
besitzt die Endung -o.
Ein Beispiel aus dem Namárië lautet Vardo
tellumar "Vardas Kuppeln" oder "(die)
Kuppeln Vardas". Beachten Sie, dass die Endung –o
das finale –a ersetzt, daher
Vardo und nicht *Vardao
– doch die meisten anderen Vokale werden (so scheint es) nicht ersetzt:
In MR:329 haben wir Eruo für
"des Einen, Erus". (Falls das Nomen bereits auf –o
endet, wird die Genitiv-Endung quasi "unsichtbar"; für
gewöhnlich ist aber aus dem Kontext ersichtlich, dass es sich um
ein Nomen im Genitiv und nicht im Nominativ handelt. Ein attestiertes
Beispiel hierfür lautet Indis i Ciryamo
"die Braut des Seefahrers"; vgl. ciryamo
"Seefahrer".) Manchmal trägt der Genitiv auch die
Bedeutung "von", vgl. Oiolossëo
"vom Berg Immerweiß, von Oiolossë" im Namárië –
doch dies wird für gewöhnlich treffender durch den Ablativ-Fall
ausgedrückt (siehe weiter unten). Weiterhin gibt es den
Possessiv,
von manchen auch "Assoziativ" oder "adjektivischer
Fall" genannt; Tolkien selbst spricht von ihm als "possessiv-adjektivischer...Genitiv"
in WJ:369. Dieser Fall besitzt die Endung -va
(-wa bei
Nomen mit konsonantischer Endung). Seine generelle Funktion entspricht
dem deutschen Genitiv, er zeigt Besitz an: Mindon
Eldaliéva "Turm der Eldalië".
Die Funktion des Possessiv war lange Zeit unklar. Im Namárië
erscheint er in der Phrase yuldar...miruvóreva,
"Schlucke...(des) Mets". Dieses eine Beispiel, welches
mehr als zwanzig Jahre lang unser einzig verfügbares war, verleitete
viele zu der Fehlannahme, dieser Fall zeige an, aus was etwas bestehe
oder zusammengesetzt sei - tatsächlich wurde der Fall sogar
"Kompositiv" genannt. Glücklicherweise lieferte uns
The War of the Jewels, S. 368-369 Tolkiens eigene Erklärung
der gängigeren Funktionen dieses Falls, und wie er sich vom
Genitiv unterscheidet. Der Possessiv kann, wie bereits gesagt, Besitz
anzeigen. Tolkien führt das Beispiel róma
Oroméva, "Oromës Horn" an, gebraucht für
ein Horn, welches zum Zeitpunkt der Erzählung Oromë gehört(e).
Der Genitiv róma Oromëo wäre
übersetzt ebenfalls "Oromës Horn", doch würde
genauer bedeuten "ein Horn, welches von Oromë (d.h. aus seinem
Besitz) kommt"; hier wird impliziert, dass das Horn zum Zeitpunkt
der Erzählung Oromës Besitz verlassen hat. Der Dativ besitzt die Endung -n. Er steht im Allgemeinen für die Präposition "für" oder "an"; das Dativ-Pronomen nin "für mich, mir" "von ni "ich") findet sich im Namárië: Sí man i yulma nin enquantuva? "Wer nun wird den Kelch für mich wieder füllen?" Oft korrespondiert der Dativ mit dem indirekten Objekt im Deutschen: *I nís antanë i hínan anna, "die Frau gab dem Kind ein Geschenk". Der Lokativ besitzt die Endung -ssë, welche die Bedeutung "auf" oder "in" trägt. In der Tengwarversion des Namárië in RGEO lautet die Überschrift des Gedichts Altariello Nainië Lóriendessë, "Galadriels Klage in Lóriendë (Lórien)". Die Pluralform lautet -ssen, gefunden im Wort mahalmassen "auf Thronen" in UT:305, vgl. 317 (mahalma "Thron"). Diese Endung tritt ebenfalls beim Relativpronomen ya im Namárië auf: yassen "worin, in welchem" (Vardo tellumar...yassen tintilar i eleni, *"Vardas Kuppeln..worin die Sterne erzittern"). Zurückbezogen auf ein Singularwort, lautete "in welchem" vermutlich yassë. Es ist ein typisches Merkmal der quendischen Grammatik, an Stelle von Präpositionen wie "in, aus, zu, mit" (siehe die nächsten Abschnitte) Fallendungen zu gebrauchen. Der Ablativ besitzt die Endung -llo, welche die Bedeutung "von", "aus" oder "aus...heraus" trägt. Ein Beispiel findet sich im Namárië: sindanóriello, "aus einem grauen Land" (sinda-nórie-llo: "grau-Land-aus"). Dort ist ebenfalls das Wort Rómello angeführt, *"aus (dem) Osten", eine Verkürzung von *Rómenello (Rómen "[der] Osten"). Vgl. ebenso das Wort Ondolindello "aus Ondolindë (Gondolin)" in J. R. R. Tolkien - Artist and Illustrator , S. 193. Der Allativ hat die Endung -nna, welche "zu (...hin)", "in (...hinein)" oder "auf" bedeutet. Sowohl Ablativ als auch Allativ findet sich in den Worten wieder, welche Elendil spricht, als er nach dem Fall Númenors nach Mittelerde kommt; Aragorn wiederholt sie bei seiner Krönung: (HdR3/VI, Kap.5): Et Eärello Endorenna utúlien. "Vom (wörtl. aus dem) Großen Meer nach Mittelerde bin ich gekommen" (Endor(e)-nna "Mittelerde-nach"). Der Allativ kann ebenfalls die Bedeutung "auf" tragen; vgl. i falmalinnar "auf den schäumenden Wogen" im Namárië (-linnar ist die Endung des Partitiven Plurals des Allativs; siehe weiter unten). Der Instrumental besitzt die Endung -nen und zeigt das Instrument (oder eher Werkzeug) an, mit dem etwas getan wird, oder schlicht den Grund, weshalb etwas geschieht. Beispiele aus dem Namárië sind laurië lantar lassi súrinen, "wie Gold fallen [die] Blätter im [oder auf Grund des] Wind", i eleni [tintilar] airetári-lírinen, "die Sterne erzittern in ihrem Lied, heilig und königlich", wörtlich *"die Sterne erzittern durch Heiligkönigin-Lied". Ein Beispiel eines typischeren, "instrumentaleren" Instrumentals erscheint im Satz i carir quettar ómainen, "jene, welche Worte mit Stimmen formen" (WJ:391), ómainen ist hier der Instrumental Plural von óma "Stimme". Respektiv (?): So nennen einige den Fall, welchen Tolkien in der zweiten Hälfte der Sechziger in einem Brief an Dick Plotz auflistete (dieser sogenannte Plotz Letter ist in der Tat unsere Hauptinformationsquelle für die Fälle des Quenya). Die Endung lautet -s (Plural -is), doch Tolkien identifizierte diesen Fall nicht durch einen Namen, noch haben wir ihn in irgendeinem Text jemals angewandt gesehen. Seine Funktion ist daher völlig unbekannt; er wurde sogar der Geheimnis-Fall ("Mystery Case") genannt. Manche Schreibenden gebrauchten ihn einfach als alternative Lokativendung. Sie erlebten anschließend keine nächtlichen Besuche von Tolkien, folglich ist er vielleicht damit einverstanden. Werden Fallendungen an ein Nomen angehängt, welches auf einen Konsonanten endet, wird oft ein e zwischen Nomen und Endung eingefügt, um problematische Cluster zu vermeiden: Elendil mit der allativen Endung -nna "zu, nach" wird zu Elendilenna "zu Elendil" (PM:401), nicht **Elendilnna. Falls das Nomen jedoch im Plural steht, wird stattdessen ein i zwischen Nomen und Endung eingefügt: elenillor "von (den) Sternen" (elen "Stern") (MC:222). Die Numeri des Quenya: Die Numeri lauten Singular, Plural, Partitiver Plural und Dual. Singular und Plural bedürfen keiner weiteren Erklärung. Die Funktion des Partitiven Plural (von Tolkien so genannt in WJ:388) im Gegensatz zum gewöhnlichen Plural ist nicht ganz geklärt, doch es scheint, dass er sich auf einige aus einer größeren Gruppe bezieht. In Kombination mit dem bestimmten Artikel i könnte er schlicht "viele" bedeuten: Das Element li in der Phrase i falmalinnar "auf den schäumenden Wogen" im Namárië wird von Tolkien in seiner interlinearen Übersetzung in RGEO:66-67 mit "viele" übersetzt. Da -li die Endung des Partitiven Plurals ist, wurde dieser lange Zeit "multipler Plural" genannt; tatsächlich wurde angenommen, er bedeute schlicht "viele" von dem in Frage kommenden Ding, während der gewöhnliche Plural nur "einige" bedeute. Dies mag in manchen Fällen korrekt sein, aber das kann es nicht bereits gewesen sein. Der Dual wird gebraucht, wenn man sich auf ein (natürliches oder logisches) Paar bezieht, wie beispielsweise die zwei Hände einer Person (vgl. das Wort máryat "ihre Hände" im Namárië, -t ist hier die duale Endung, wörtlich "ihr Handpaar"). Der Nominativ Plural wird mittels einer von zwei Endungen gebildet. Die Endung -r wird gebraucht, wenn das Nomen auf einen beliebigen Vokal mit Ausnahme von -ë endet; wohlbekannte Beispiele lauten Vala Pl. Valar, Elda Pl. Eldar, Ainu Pl. Ainur. Endet das Nomen auf einen Konsonanten oder auf -ë, lautet die Pluralendung -i und ersetzt ein etwaiges finales -ë: Atan Pl. Atani, Quendë Pl. Quendi. (Endet das Nomen jedoch auf -ië, wird der Plural mittels -r gebildet, um zwei aufeinanderfolgende is zu vermeiden: tië "Weg", tier "Wege" - nicht **tii.) In den übrigen grammatikalischen Fällen lautet die Pluralendung entweder -r oder -n; beispielsweise besitzt die allative Endung -nna die Pluralform -nnar, die lokative Endung -ssë wird zu -ssen, und der Ablativ -llo kann den Plural sowohl auf -llon als auch auf -llor bilden. Im Dativ, Instrumental und "Respektiv" wird der Plural durch das Element i angezeigt, eingeschoben zwischen dem Stamm des Nomens und der entsprechenden Singular-Fallendung. (Vgl. die vollständige Endungsliste weiter unten.) Der Partitive Plural besitzt die Endung -li, möglicherweise *-eli vor konsonantischem Wortende, doch eine zusammengezogene bzw. assimilierte Form mag ebenso benutzt werden (beispielsweise lautet der Partitive Plural von casar "Zwerg" casalli, und nicht *casarli). Die Endungen der übrigen Fälle werden einfach an die Endung -li angehängt, z.B. ciryali "einige Schiffe" > Allativ ciryalinna (oder ciryalinnar) "zu einigen Schiffen (hin)". Beachten Sie jedoch, dass der Vokal in -li vor den Endungen -va und -nen (Possessiv und Instrumental) verlängert wird: -líva, -línen. Wie der Nominativ Plural, so wird auch der Nominativ Dual mittels einer von zwei Endungen gebildet. Die meisten Nomen erhalten die Endung -t, wie im Wort máryat "ihre Hände " (zwei Hände, Handpaar) im Namárië. "Zwei Schiffe, ein Schiffspaar" lautet entsprechend ciryat (cirya "Schiff"). Doch wenn der letzte Konsonant des Stamms t oder d ist, wird stattdessen die Endung -u vorgezogen: Alda "Baum", Aldu "die Zwei Bäume". In den übrigen grammatikalischen Fällen wird stets irgendwie ein t eingefügt oder angehängt; beispielsweise werden die Endungen -ssë, -nna und -llo (Lokativ, Allativ, Ablativ) im Dual zu -tsë, -nta und -lto (ciryatsë, ciryanta, ciryalto = "auf einem Schiffspaar/zu einem Schiffspaar (hin)/von einem Schiffspaar (her)"). Die Instrumentalendung -nen wird zu -nten, während das Dativ-n sich zu -nt wandelt (ciryant "für ein Schiffspaar, dem Schiffspaar" - dies ist übrigens der einzige bekannte Fall des Quenya, in dem ein Konsonantencluster am Wortende erlaubt ist). Hier sämtliche Fallendungen des Quenya noch einmal zusammengefasst: Nominativ:
Sg. keine Endung, Pl. -r oder -i,
Part. Pl. -li (Buchsprache -lí),
Dual -t oder -u (Siehe Anhang für Beispiele vollständig deklinierter Nomen.) Quenya besitzt den bestimmten Artikel i = "der, die, das, dem, des etc", z.B. i eleni "die Sterne" in Namárië. Es gibt keinen unbestimmten Artikel wie im Deutschen "ein, eine, einer"; die Abwesenheit des bestimmten Artikels i zeigt für gewöhnlich an, dass das Nomen unbestimmt ist: Elen "Stern" muss mit "ein Stern" übersetzt werden, wenn die deutsche Grammatik einen Artikel erfordert, wie beispielsweise in dem berühmten Gruß Elen síla lúmenn' omentielvo "ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung" (HdR 1/I, Kap. 3). Manchmal jedoch enthalten Tolkiens Übersetzungen einen bestimmten Artikel, obwohl im Originaltext kein i auftritt, vgl. die erste Zeile des Namárië: Ai! laurië lantar lassi... "Ah! wie Gold fallen die Blätter..." und nicht "...fallen Blätter...". Die meisten Quenyaverben lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Die kleinere Gruppe können wir als Basisverben (oder Primärverben) bezeichnen. Der Stamm eines solchen Verbs steht für eine grundlegende Wort"wurzel" ohne irgendwelche Zusätze. Beispielsweise stammt das Verb mat- "essen" direkt von der elbischen Wurzel MAT mit gleicher Bedeutung ab (LR:371); das Verb tul- "kommen" ist schlichtweg eine Manifestation der Wurzel TUL "kommen, nähern" (LR:395). Die zweite, größere Gruppe von Quenyaverben nennen wir A-Stämme oder abgeleitete Verben. Sie alle besitzen als letzten Buchstaben den Vokal -a, doch dieser ist kein echter Teil der Wortwurzel; den Wurzeln (oder Stämmen) wurde lediglich eine zusätzliche Endung angehängt. Die Endungen -ya und -ta sind die bei weitem häufigsten. Beispielsweise entstammen der Wortwurzel TUL "kommen" nicht nur das Basisverb tul- "kommen", sondern auch die längeren A-Stämme tulta- "herbeirufen" und tulya- "bringen". Hier modifizieren die Endungen die Bedeutung der Wurzel. Doch ein gewisses Mindestmaß an Zusammenhang bleibt erhalten, denn "herbeirufen" und "bringen" sind Variationen der Grundidee "etwas kommen machen". Doch oft scheinen die Endungen keinerlei Unterschied in der Wortbedeutung zu verursachen (die Wurzel SIR "fließen" produziert das quendische Basisverb sir- mit derselben Bedeutung, doch in einer verwandten Sprache wird das abgeleitete Verb sirya- ebenfalls für "fließen" benutzt: LR:384). Manche A-Stämme besitzen weniger häufige Endungen wie -na (z.B. harna- "verwunden", offensichtlich abgeleitet vom Adjektiv oder Partizip harna "verwundet"); es existieren ebenfalls ein paar wenige A-Stämme, die schlicht auf -a enden, z.B. ora- "(jdn.) drängen, bedrängen". Für das Quenya sind uns fünf Zeiten bekannt: Aorist, Präsens, Imperfekt (d.h. einfache Vergangenheit, Präteritum), Perfekt und Futur. (Höchstwahrscheinlich sah Tolkien noch weitere Zeiten vor, wie beispielsweise das Plusquamperfekt - doch solche Formen sind in unserem Material nicht veranschaulicht.) Der Aorist ist die schlichteste Form, sowohl in Bildung als auch in Bedeutung. Die grundlegende Idee des Verbs wird in keiner Weise verändert oder eingeschränkt. Der Aorist kann generelle, zeitlose Wahrheiten ausdrücken, so wenn beispielsweise die Elben als i carir quettar beschrieben werden: "jene, welche Worte machen" (WJ:391). Jedoch kann es ebenso gut eine simple, andauernde Aktion beschreiben, wie im Schlachtruf vor der Nirnaeth Arnoediad: Auta i lómë! "Die Nacht vergeht". Besser veranschaulicht wird diese "andauernde" Handlung durch die englische -ing-Form: "The night is passing!" In diesem Zusammenhang scheint im Englischen die Übersetzung "is passing" (improvisierte, behelfsmäßige Übersetzung dieser Form ins Deutsche: *"ist am vergehen") am natürlichsten, doch der Aorist (hier auta) kann auch simpel "passes" ("vergeht") ausdrücken und kennzeichnet eine Handlung oder Aktion nicht zwingend als andauernd (dieses tut der Präsens des Quenya, s.u.). Allgemein gesprochen entspricht der Quenya-Aorist dem deutschen Präsens (Gegenwart). Der Aorist eines Basisverbs besaß ursprünglich die Endung -i. Im Quenya verwandelte sich das finale, kurze -i des früheren Stadiums in ein -ë, so dass nun der Aorist eines Primärverbs wie car- "machen, tun" carë lautet (diese Form heißt übersetzt "tut" oder "macht"). Da der Vokal jedoch nur verändert wurde, wenn er am Wortende stand, können wir immer noch ein -i- sehen, falls noch eine weitere Endung angehängt wird. Tritt ein Quenyaverb mit einem Pluralnomen auf, erhält das Verb die Endung -r, so dass der Aorist carë "macht" zum carir in der oberen Phrase "jene, welche Worte machen" wird. Wir haben -i- ebenso vor allen pronominalen Endungen; tatsächlich listete Tolkien sogar oft quendische Primärverben in folgender Form auf: Aorist + pronominale Endung -n für "ich" (Beispiele: carin "ich mache", LR:362, tulin "ich komme", LR:395). A-Stämme zeigen keinerlei Veränderung bei der Bildung des Aorist; ihre Stämme enden stets auf -a, unabhängig davon, ob noch weitere Endungen angehängt werden oder nicht (beispielsweise lanta "fällt", lantar "fallen" mit einem Pluralsubjekt, lantan "ich falle", etc.) Das Präsens des Quenya wird manchmal auch kontinuierliche Form genannt. Es bezieht sich auf eine Handlung oder Aktion, die explizit als andauernd betrachtet wird; am besten lässt sich dies durch die englische Konstruktion "is ...-ing" ausdrücken (z.B. "is growing"). Das Präsens eines Basisverbs wird durch Anhängen eines -a und Verlängerung des Vokals des ursprünglichen Wortstamms geformt (der neue lange Vokal wird mit einen Akzent gekennzeichnet). Daher besitzt das Verb sil- "scheinen" die Präsensform síla "scheint" [oder besser auf Englisch:"is shining"]; gleiches gilt für das Verb mat- "essen": máta "isst" [engl.:"is eating"]. Die Pluralformen lauten sílar "scheinen" [engl.: "are shining"] und mátar "essen" ["are eating"]. Manchmal übersetzt Tolkien das quendische Präsens nicht mit einer -ing-Form, sondern als schlichtes Präsens, beispielsweise in dem berühmten Gruß elen síla lúmenn' omentielvo = "a star shines on the hour of our meeting", und nicht *"...is shining...". Es scheint, dass Aorist und Präsens bis zu einem gewissen Grad austauschbar sind; in einem Entwurf dieses Grußes gebrauchte Tolkien tatsächlich den Aorist silë "scheint" [engl.:"shines"] anstelle der Präsensform síla "scheint" [engl.:"is shining"], siehe RS:324). Die Präsensform der
A-Stämme wurde laut traditioneller Interpretation der
quendischen Grammatik ebenfalls mittels der Endung -a
gebildet, wobei die Stammendung -a
und das Präsens-a
einfach miteinander verschmolzen. So besaß beispielsweise lanta-
"fallen" die Präsensform lanta
"fällt" (engl.: "is falling"). Diese
Form scheint in der ersten Zeile des Namárië belegt zu sein
(mit der zusätzlichen Endung -r, um mit dem
zugehörigen Pluralsubjekt lassi
"Blätter" übereinzustimmen): Laurië
lantar lassi, "golden fallen Blätter"
[engl.:"golden fall leaves"] oder "goldene Blätter
fallen" [engl.:"golden leaves are falling"].
Jedoch ergab sich später, dass es sich bei der Form lantar
vielmehr um den Aorist handelt (vgl. weiter oben). Das Imperfekt (einfache Vergangenheit, Präteritum) des Quenya weist immer den finalen Vokal -ë auf (obwohl natürlich zusätzliche Endungen angefügt werden können; so erhalten wir beispielsweise -er, wenn das Verb zu einem Pluralsubjekt gehört). Dieser Vokal -ë ist sehr häufig Bestandteil der Endung -në, welche der allgemeinste Pluralmarker des Quenya zu sein scheint. A-stämmige Verben erhälten typischerweise diese Endung. Beispielsweise wird das Verb orta- "heben, (sich) erheben" in den Etymologies (Eintrag ORO, LR:379) aufgelistet, und das Lied Namárië im HdR demonstriert, dass seine Vergangenheitsform ortanë lautet. Andere attestierte Beispiele:
Im Fall der Primärverben zeigt sich ein komplexeres Muster. Enden sie auf -r oder -m, können sie wie die A-Stämme die Endung -në übernehmen, da die daraus resultierenden Cluster rn und mn in der Phonologie des Quenya zulässig sind (s.o.). Beispiele aus den Etymologies umfassen tirnë als Imperfekt von tir- "beobachten, bewachen" und tamnë als Imperfekt von tam- "pochen, klopfen, tippen" (siehe Einträge TIR, TAM). Da der Doppellaut nn ebenfalls zulässig ist, können wir annehmen, dass Primärverben auf -n ebenfalls die Endung -në erhalten; beispielsweise erscheint es eine gute Schätzung, dass das Verb cen- "sehen" die Imperfektform cennë "sah" besitzt (unbestätigt im veröffentlichten Material). Primärverben auf -p, -t und -c können nicht die Endung -në erhalten, da die so enstandenen Cluster pn, tn, cn im Quenya nicht erlaubt sind. Dieses Problem wird gelöst, indem das nasale Element der Endung -në mittels nasaler Inflexion vor den letzten Konsonanten des Verbstamms gesetzt wird. Das nasale Element erscheint als ein m vor p; vor t bleibt es einfach n, und vor c (k) wird es ausgesprochen wie das ng im deutschen Ding, jedoch noch immer nur als n notiert: vergleiche die Aussprache des geschriebenen deutschen "nk" wie in Danke. Beispiele aus den Etymologies (siehe Einträge TOP, SKAT, TAK):
Primärverben mit einem -l als finalem Konsonanten scheinen das nasale Element ganz und gar aufzugeben; die Vergangenheitsform von vil- "fliegen" wird als villë aufgelistet (LR:398 s.v. WIL). Möglicherweise bildete vil- (ältere Form wil-) sein Imperfekt ursprünglich durch nasale Inflexion, wie im Fall der oben genannten, anderen Verben; doch *winle verwandelte sich schließlich in villë durch Assimilation. (Hinsichtlich dieser Weiterentwicklung der älteren Gruppe nl des Quenya, vergleiche das Nomen nellë "Bach", welches Tolkien vom älteren nenle ableitete: siehe Eintrag NEN in den Etymologies, LR:376.) Das Perfekt des Quenya drückt die Idee einer Handlung aus, welche in der Vergangenheit vollendet wurde, jedoch immer noch "relevant" für die Gegenwart ist, üblicherweise weil die Auswirkungen immer noch wahrnehmbar sind. Im Deutschen gibt es keine eigenständige Perfektform, sondern eine eher umständliche Umschreibung mittels der Hilfsverben "haben" und "ist", wie beispielsweise in "er hat gesungen". Quenya dagegen besitzt eine eigenständige Perfektform. Ihre Bildung ist recht komplex. Alle Perfektformen erhalten die Endung -ië (oder, im Plural, -ier). Der Vokal des Wortstamms wird, sofern zulässig, verlängert. So ergibt sich aus dem Stamm tul- "kommen" das Perfekt utúlië "ist gekommen". Wie wir sehen, tritt hier ein Präfix u- auf. Dieses Präfix, genannt Augment, ist in seiner Form variabel, da es immer mit dem Vokal des Verbstamms identisch ist. Daher:
In einigen der frühen Quenyaentwürfe Tolkiens finden wir die Perfektform ohne Augment, beispielsweise lendië (und nicht elendië) für "ist gegangen" oder "ist gereist" (die Form lendien in SD:56 - mit dem zusätzlichen Suffix -n "ich" - kann als "ich bin gereist" gedeutet werden). Gelegentlich wird das Augment auch in Post-HdR-Texten ausgelassen, z.B. fírië statt ifírië für "hat das Leben ausgehaucht" in MR:250 (Verb fir- "(das Leben) aushauchen, schwinden, verblassen, sterben"). Im Beispiel lendië fehlt ebenfalls der verlängerte Stammvokal, der gewöhnlich mit der Perfektform einhergeht (kein *léndië). Dies ist der Fall, da das Quenya keinen langen Vokal vor einem Konsonantencluster erlaubt - und die meisten a-stämmigen Verben besitzen in der Tat einen solchen Konsonantencluster direkt hinter dem Stammvokal, der eigentlich verlängert werden müsste. Gute tolkien'sche Beispiele fehlen, doch wir können annehmen, dass - bis auf diese Stammvokalverlängerung - die Perfektform der A-Stämme genauso gebildet wird wie die der Basisverben: durch Verdopplung und Voranstellung des Stammvokals als Augment und durch Anhängen der Endung -ië (welche wiederum das finale -a dieser Verben ersetzt):
Im Falle der einfachsten A-Stämme (nur mit kurzer Endung -a) wird der Stammvokal jedoch ganz normal verlängert, da hier kein Konsonantencluster auf den Stammvokal folgt. Ein Verb wie mapa- "greifen, packen, fassen" mag daher seine Perfektform genauso bilden, als handelte es sich um ein Basisverb **map-: Perfektform wahrscheinlich amápië. Die zahlreichen A-Stämme auf -ya verhalten sich vermutlich ebenso. Hängt man die Perfektendung -ië an ein a-stämmiges Verb und ersetzt das finale -a durch sie, so ergäbe dies die finale Kombination **-yië - doch im Quenya gibt es kein y + i. Daher wird -yi- zu -i- vereinfacht, und von der ursprünglichen Endung -ya bleibt nichts mehr übrig. Kurz gesagt wird die Perfektform eines Verbs auf -ya gebildet, als sei überhaupt keine Endung vorhanden und als handle es sich um ein Basisverb, um einen reinen Wortstamm. Möglicherweise verfügen wir über ein attestiertes Beispiel hierfür: In den Etymologies listete Tolkien das Verb vanya- "(fort)gehen, abreisen, verschwinden" auf (LR:397 s.v. WAN). Die mögliche Perfektform des Verbs, avánië, tritt in Namárië auf (dort mit der Pluralendung -r, um mit dem Pluralsubjekt überein zu stimmen; Galadriel singt yéni avánier, übersetzt "die langen Jahre sind vergangen"). Die Form avánië zeigt alle Merkmale, die ein Perfektverb aufweisen kann: Voranstellen des verdoppelten Vokals als Augment a-, Verlängerung des Stammvokals zu á an seiner gewöhnlichen Position und Anhängen der Endung -ië (das -ya des vanya vollständig ersetzend). In einer Post-HdR-Quelle diskutierte Tolkien diese Perfektform des Namárië und interpretierte sie (neu?) als die Perfektform des unregelmäßigen Verbs auta- "fortgehen, weggehen": siehe WJ:366. Es scheint jedoch vollkommen möglich, dass Tolkien, als er mehr als zehn Jahre früher das Namárië schrieb, avánië als Perfekt des Verbs vanya- vorgesehen hatte. Falls dem so ist, verrät dieses Beispiel, auf welche Weise die zahlreichen Verben auf -ya ihr Perfekt bilden. Möglicherweise wurde das Verb vanya- später abgeschafft, um Verwechslungen mit dem Adjektiv vanya "schön" zu vermeiden. Das Futur
des Quenya besitzt die Endung -uva
(oder in seiner Pluralform -uvar).
Beispielsweise erscheint das Futur des Primärverbs mar-
"wohnen, verweilen" in Elendils Eid: maruva
"wird verweilen" (dort mit der pronominalen Endung -n
"ich": sinomë
maruvan, "an diesem Orte
werde ich verweilen"). Der finale Vokal eines a-stämmigen
Verbs scheint vor der Endung -uva
wegzufallen; attestierte Beispiele umfassen linduva
als Futurform von linda- "singen"
und anscheinend oruva als Futur
von ora- "(jemanden)
drängen, bedrängen". Die Form antáva
als Futur von anta- "geben"
(LR:63) ist ein abweichendes Beispiel; hier wird die simplere Endung
-va gebraucht, kombiniert
mit einer Verlängerung des letzten Vokals des Wortstamms. Die
Form antáva entstammt jedoch einer
Quelle, die lange vor dem HdR verfasst wurde; Tolkien könnte
die Sprache später überarbeitet haben. Aus unseren übrigen
Beispielen können wir schließen, dass im Quenyastil des
HdR die Futurform von anta- antuva
lauten müsste (nicht attestiert). Andere Formen: zusätzlich zu den fünf (bekannten) Zeiten kann ein Quenyaverb auch die Formen Infinitiv, Gerundium und Imperativ annehmen. Der Infinitiv eines Basisverbs (z.B. quet- "sprechen") besitzt die Endung -ë, wie im Beispiel polin quetë "Ich kann sprechen" (VT41:6). A-Stämme weisen anscheinend keine bestimmte Infinitivendung auf; Stamm und Infinitiv sind identisch (beispielsweise besäße das Verb lelya- "geht" den Infinitiv lelya "gehen"). Daher ist der Infinitiv in seiner Form mit dem (endunglosen) Aorist identisch. Das Quenya besitzt außerdem noch einen erweiterten Infinitiv mit der Endung -ta; an den Infinitiv eines Basisverba angehängt, erscheint anstelle seiner Endung -ë ein -i-: während also der einfache Infinitiv des Verbs car- "tun, machen" carë lautet, ist sein erweiterter Infinitiv carita. Der erweiterte Infinitiv kann pronominale Endungen erhalten, um das Objekt des Infinitivs anzuzeigen, z.B. -s "es" in caritas "es tun. Der erweiterte Infinitiv kann auch als Gerundium dienen, d.h. als verbales Nomen (Beispiele: das Lachen, das Laufen, das Singen). Der erweiterte Infinitiv fungiert als Gerundium im Satz lá carita i hamil mára alasaila ná, "nicht zu tun [oder das Nichttun dessen], was Du als gut erachtest, wäre nicht weise" (VT42:33). Eine weitere infinitive/gerundiale Endung ist -ië, wie im Fall des verbalen Nomens tyalië "Spiel, das Spielen" vs das Basisverb "spielen". Das finale -a eines a-stämmigen Verbs wird vor der Endung -ië offensichtlich ausgelassen (und im Fall der Endung -ya fällt das -y- ebenfalls weg, da **-yië eine unzulässige Kombination wäre). In Kombination mit der Dativendung -n "für, an" können solche Gerundien auf -ië die Bedeutung einer Absicht oder zielgerichteten Aktion ausdrücken, beispielsweise "[um etwas] zu tun": das Verb enyal- "(sich) erinnern, gedenken" ist in der Form enyalien attestiert "[um] zu erinnern/gedenken", welche Tolkien als Gerundium mit Dativendung erklärte (UT:317). Der Imperativ
(Befehlsform) kann gebilden werden, indem der unabhängige imperative
Partikel á vor
ein Verb gestellt wird, welches in seiner Form dem einfachen Infinitiv
(oder endungslosen Aorist) entspricht. Daher ergibt sich aus carë
"tun, machen " die imperative Phrase á
carë "tu!" oder "mach!" Der imperative
Partikel kann auch in der kürzeren Form a
auftreten, so z.B. als die Ringträger mit dem Ruf a
laita te! "preiset sie!"auf den Feldern von Cormallen
gegrüßt werden. (Möglicherweise wird der kürzeren
Form a der Vorzug gegeben,
wenn der Wortstamm des nachfolgenden Verbs einen Diphthong oder langen
Vokal enthält, wie den Diphthong ai
des Verbs laita-
"segnen, preisen".) Ein negativer Imperativ wird eingeleitet
durch ein vorangestelltes áva
"(tue) nicht!", z.B. áva
carë "tu [es] nicht!" (WJ:371). Spezielle
Verben:
Nicht alle
Quenyaverben passen reibungslos in das oben skizzierte Schema. "Unregelmäßigkeiten"
sind oft historisch gerechtfertigt durch die zugrundeliegende phonologische
Evolution, welche Tolkien sich vorstellte, und aus diesem Blickwinkel
sind die Verben keineswegs "irregulär". Also wollen
wir an dieser Stelle besser von "speziellen" als von "unregelmäßigen"
Verben sprechen. Während also das Imperfekt der meisten Verben einen Nasal beinhaltet, entweder in Form einer nasalen Inflexion (wie in quentë "sagte" von quet- "sagen") oder als Teil der langen Imperfektendung -në, existieren einige Verben, deren Imperfekt kein nasales Element enthält. Stattdessen wird hier das Imperfekt durch Verlängerung des Stammvokals und Anfügen der Endung -në gebildet. (...) Das negative Verb um- "nicht sein" oder "nicht tun" besitzt das Imperfekt úmë. Jedoch sind die meisten Wörter, welche auf diese Weise aus Verben gebildet werden, keine Imperfektformen, sondern abstrakte Nomen. Beispielsweise ist das Wort sérë mit dem Verb ser- "ruhen, rasten" verwandt, doch sérë ist nicht Imperfekt "ruhte"; es bedeutet "Ruhe, Rast" und ist ein Nomen. Die Imperfektgestalt, die durch Wörter wie lávë und úmë repräsentiert wird, ist daher recht zweideutig in ihrer Form. Möglicherweise ist dies auch der Grund, weshalb sie nicht so oft gebraucht wird. Ein paar wenige Verben auf -ta können diese Endung im Imperfekt ablegen, und was vom Verbstamm übrig bleibt, bildet seine Imperfektform nach dem úmë-Muster. Beispielsweise mag das Verb onta- "zeugen, erschaffen" die Imperfektform ónë besitzen (als eine Alternative zur regulären Form ontanë). Indirekte Hinweise aus dem HdR lassen vermuten, dass sich das Verb anta- "geben" ähnlich verhält: Imperfekt ánë eher als (oder sowohl als auch) regulär antanë, letzteres bleibt unattestiert (während ánë in frühem Material erscheint). Die Sindarinform onen "ich gab", aufgelistet in einem HdR-Anhang, entspräche dem quendischen ánen (die Endung -n bedeutet "ich"). Das Verb "sein": Die einzigen nachgewiesenen Formen dieses Verbs lauten ná "ist", nar "sind" und nauva "wird sein". Das Imperfekt "war" könnte vermutlich né lauten. Die Infinitiv- und Perfektformen sind nicht attestiert und spekulativ. Viele Adjektive des Quenya enden auf den Vokal a:
Es gibt auch eine Reihe von Adjektiven, die auf ë enden, wie carnë "rot" oder inimeitë "weiblich". Im reifen Quenya scheinen keine Adjektive zu existieren, die auf -o oder –u enden. Relativ wenige Adjektive enden auf einen Konsonanten - dann jedoch meist auf n, wie in firin, qualin "tot" (ersteres durch einen natürlichen Tod, letzteres durch zufällige Einflüsse). Adjektive stimmen mit dem zugehörigen Nomen im Numerus überein. Adjektive auf -a besitzen die Pluralendung -ë, Adjektive auf -ë oder auf einen Konsonanten bilden ihren Plural durch -i und Adjektive auf -ëa durch -ië:
So finden wir in der ersten
Zeile des Namárië laurië lantar lassi,
"wie Gold (wörtlich: goldene) fallen die Blätter", während
"golden fällt ein Blatt" laurëa
lanta lassë lauten müsste (sowohl Verb als auch Adjektiv
stimmen mit lassë, lassi
"Blatt, Blätter" im Numerus überein). Der Superlativ des Adjektivs wird gebildet, indem vor das betreffende Wort die Silbe an- gesetzt wird: Calima "hell, glänzend", Ancalima "hellste/r/s, glänzendste/r/s" (Letters:279). Wir wissen nicht, wie wir den Komparativ bilden können, obgleich das Element yanta- in einer sehr frühen Wordliste von Tolkien aufgelistet und mit dem Gnomischen gantha- "mehr" verglichen wird (siehe Parma Eldalamberon No. 11, S. 37, wo der Lesefehler "yonta" auftritt; dieser wurde in Parma Eldalamberon No. 12, S. 106 gekennzeichnet - doch die letztere Quelle führt ebenfalls an, dass es sich bei yanta- tatsächlich um ein Verb "vergrößern, vermehren" handelt, so dass dies vielleicht überhaupt kein Wort für "mehr" ist)... Das Partizip Präsens (oder aktives Partizip) beschreibt den Zustand, indem jemand oder etwas agiert: wenn Sie schlafen, sind Sie schlafend, wenn Sie lachen, sind Sie lachend. So, wie im Deutschen durch Anhängen von -d das Partizip Präsens gebildet wird, entspricht ihm im Quenya die Endung -la. Es gibt viele Beispiele dafür im Markirya Poem (MC:221-222, vgl. 223). Beispielsweise ist das Partizip falastala "schäumend" vom Verbstamm falasta- "schäumen" abgeleitet. Wenn der Stammvokal nicht von einem Konsonantencluster gefolgt wird (oder einem anderen Vokal), wird er verlängert: das Partizip von hlapu- "fliegen" lautet daher hlápula. Bei Primärverben wie sil- wird erst der Präsens gebildet (mit langem Vokal und finalem a: síla-), bevor die Endung des Partizips angehängt wird; folglich könnte "scheinend" sílala lauten (attestiert im Markirya Poem mit "frequentativem" Stamm sisílala und Verdopplung der ersten Silbe). Doch der verbindende Vokal könnte ebenso i lauten, ohne Verlängerung des Stammvokals; vgl. itila "funkelnd, glitzernd" in PM:363 (Stamm it-, obwohl auch ein Verbstamm ita- gegeben ist). Das Partizip Perfekt (oder passives Partizip) beschreibt den Zustand, in dem sich etwas befindet, wenn es der Aktion des dazugehörigen Verbs ausgesetzt ist (wenn Sie jemand sieht, werden Sie gesehen; wenn jemand Sie schlägt, werden Sie geschlagen), oder, im Fall mancher Verben, der Zustand, in dem sich etwas befindet, nachdem der Vorgang abgeschlossen ist, der durch das Verb beschrieben wird (wenn Sie gehen, sind Sie gegangen). Im Quenya werden die meisten Partizipien gebildet, indem das entsprechende Verb mit der Endung –na oder –ina versehen wird. Das Partizip Perfekt von car- "machen, tun" lautet carna "gemacht, getan"; der Stamm rac- bedeutet "(zer-)brechen", rácina heißt "zerbrochen" (falls kein Konsonantencluster dem Stammvokal folgt, scheint dieser verlängert zu werden, wenn die Partizipendung angehängt wird, wie in diesem Fall von a zu á). Endet der Stamm auf –l, wird die Endung –na zu –da abgeändert: mel- "lieben", melda "geliebt, teuer" (Tolkiens Übersetzung mit "teuer" zeigt an, dass der Unterschied zwischen Adjektiven und Partizipien manchmal verschwimmt.) Das Partizip Perfekt stimmt vermutlich mit dem zugehörigen Nomen im Numerus überein (Umwandlung des finalen –a in –ë, genau wie bei gewöhnlichen Adjektiven), das Partizip Präsens jedoch verändert sich nicht von -la zu –lë, wie man vermuten könnte; es scheint undeklinierbar zu sein (MC:222: rámar sisílala "scheinende Schwingen", und nicht **rámar sisílalë). Vielleicht geschieht dies, um Verwechslungen mit der Endung –lë (bei verbalen Nomen) zu vermeiden (wie in Ainulindalë "die Musik der Ainur", wörtlich *"Ainu-Singen"). PronomenDie Pronomen sind immer ein Problem gewesen. Es gibt zahlreiche unsichere Punkte, und die Sache wird noch weiter verkompliziert durch die Tatsache, dass Tolkien das pronominale System ständig überarbeitete. Das hier vorgestellte System ist zusammengestückelt aus vielen Quellen und enthält Extrapolationen, Rekonstruktionen und einige unzweifelhaft eigenmächtige Entscheidungen. Ich glaube nicht für eine Sekunde, dass es 100%ig mit Tolkiens endgültiger Vorstellung übereinstimmt. Zumindest eine Sache ist kristallklar: Quenyapronomen erscheinen üblicherweise in Gestalt von Endungen, direkt an ein Verb oder Nomen angehängt, und weniger häufig als eigenständige Wörter wie im Deutschen. Beispiele aus dem Namárië sind die Worte máryat und hiruvalyë. Máryat bedeutet "ihre Hände", "ihre" wird durch die pronominale Endung -rya ausgedrückt (hier gefolgt von der dualen Endung -t um ein natürliches Händepaar auszudrücken). Hiruvalyë heißt "du wirst finden", "du" ausgedrückt durch die pronominale Endung –lyë, angehängt an das Verb hiruva "wird (wirst) finden". Vgl. ebenfalls die Endung -n "ich" in Elendils Worten Endorenna utúlien, "nach Mittelerde bin ich gekommen" (utúlië-n "bin gekommen - ich"). Dies ist der Versuch, und nicht mehr, eine Tafel pronominaler Endungen für Verben zusammenzustellen:
Beachten Sie, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem exklusiven und dem inklusiven wir, je nachdem ob die angesprochene Person in das "wir" miteinbezogen wird oder nicht. Also beachten Sie, dass -lme die inklusive Form ist, die exklusive lautet –mmë! Die Endung *-lvë (oder *-lwë?) ist der inklusive Dual "wir", d.h. "wir zwei" = "du und ich", nicht das allgemeine inklusive "wir". Dieser Teil des pronominalen Systems des Quenya wurde lange Zeit missinterpretiert (in Jim Allans An Introduction to Elvish, Nancy Martsch Basic Quenya etc. etc.). Beispiele: lendë "ging", lenden oder lendenyë "ich ging", lendel oder lendelyë "du [höflich] gingst", lendeccë "du [vertraulich] gingst", lendes "er/sie/es ging", lendemmë "wir [exklusiv] gingen", *lendelmë "wir [inklusiv] gingen", lendelvë (oder eher lendelwë?) "wir [= du und ich] gingen", lendentë "sie gingen". Das Objekt kann ausgedrückt werden, indem nach der Endung für die Person (ich, du, wir etc.) eine weitere Endung angehängt wird. Siehe Aragorns Ausruf, als er den Setzling des Weißen Baums fand: Utúvienyes!, "Ich habe es gefunden!" (utúvie-nye-s "habe gefunden-ich-es"; HdR3/VI Kap. 5). anhören Wie im Beispiel des oben genannten Worts máryat "ihre Hände" bereits angedeutet, werden selbst Possessivpronomen wie "ihre, seine" im Quenya durch Endungen ausgedrückt (in diesem Fall má "Hand"). Die für die Nomen gebrauchten possessiven Endungen stimmen in den meisten Fällen mit den pronominalen Endungen der Verben überein, besitzen jedoch die Endung -a:
Beispiele: parma "Buch", parmanya "mein Buch", parmalya "dein (höflich) Buch", parmacca "dein (vertraulich) Buch", parmarya "sein/ihr/?sein Buch", parmamma "unser (exklusiv –nicht dein!) Buch", parmalma "unser (einschließlich deinem) Buch", parmalva (oder parmalwa?) "unser (dein und mein) Buch", parmanta "ihr Buch" (letzteres darf nicht verwechselt werden mit dem dualen Allativ "zu einem Bücherpaar [hin])". Im Falle von Nomen, die auf einen Konsonanten enden, muss zwischen Nomen und possessiver Endung ein e eingefügt werden, z.B. macil "Schwert", *macilerya "sein Schwert". Im Plural kann die Pluralendung -i dazu dienen, Nomen und Endung zu trennen, z.B. macili "Schwerter", maciliryar "seine Schwerter" - aber wie wir sehen, erscheint eine weitere Pluralendung (r) nach dem Suffix; s. nächster Paragraph. Es gibt einige Hinweise darauf, dass für die Endung -nya "mein(e)" stets i als verbindender Vokal benutzt wird, selbst im Singular, wie in Anarinya "meine Sonne" in LR:72 (Anar "Sonne"). Daher *macilinya "mein Schwert". anhören Die Formen mit possessiven Endungen werden wie gewöhnliche Nomen flektiert. Konstruierte Beispiele: Nominativ parmanya "mein Buch " (Pl. parmanyar "meine Bücher "), Genitiv parmanyo "meines Buches" (Pl. parmanyaron), Possessiv parmanyava "meines Buches" (Pl. parmanyaiva), Dativ parmanyan "für mein Buch" (Pl. parmanyain), Lokativ parmanyassë "in/auf meinem Buch" (Pl. parmanyassen), Allativ parmanyanna "zu meinem Buch (hin)" (Pl. parmanyannar), Ablativ parmanyallo "von meinem Buch (kommend, her)" (Pl. parmanyallon, parmanyallor), Instrumental parmanyanen "durch/mit mein/em Buch" (Pl. parmanyainen) - und Respektiv parmanyas Pl. parmanyais, was immer dieser auch bedeutet. Attestierte Beispiele sind tielyanna "auf deinen Weg" in UT:22, vgl. 51 (tie-lya-nna "Weg-deinen-auf") und omentielvo "unserer Begegnung" in der berühmten Begrüßung Elen síla lúmenn' omentielvo "ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung" (omentie-lva-o "Begegnung-unsere-Genitiv". Die Genitivendung -o ersetzt hierbei das finale -a der pronominalen Endung; vgl. Vardo statt **Vardao). Quenya besitzt jedoch zusätzlich zu den vielen oben genannten Endungen durchaus selbständige Pronomen. Manche von ihnen dienen der Betonung. Die letzte Zeile des Namárië gibt uns ein gutes Beispiel hierfür. In dem Satz nai hiruvalyë Valimar "vielleicht wirst Du Valimar finden" wird "Du" durch die Endung -lyë ausgedrückt, angehängt an das Verb hiruva "wird finden", wie oben erläutert. Doch im folgenden Satz nai elyë hiruva "vielleicht wirst sogar Du [es] finden" wird das entsprechende selbständige Pronomen elyë zur Betonung benutzt: daher die Übersetzung "sogar Du". Ein weiteres belegtes selbständiges Pronomen lautet inyë "(sogar) ich". Es wird angenommen, dass die meisten der selbständigen Pronomen durch Voranstellen von e- vor die entsprechende pronominale Endung gebildet werden, wie *elmë "(sogar) wir", doch dafür gibt es in unseren wenigen Quellen keine Belege. Die betonenden Wörter für "er, sie, es" sind unsicher. Andere selbständige Pronomen, offensichtlich nicht betonend, sind ni "ich" (Dativ nin "für mich" in Namárië), nye "mich", tye "dich (als Objekt)", ta "es", te "sie (3.Person Plural Objekt wie in "ich kenne sie“, vielleicht auch Subjekt "sie kommen“?), me "wir" (Dual met "wir beide" in Namárië). "Er, sie" könnte so, se lauten (vgl. LR:385). Anhang: Beispiele für vollständig gebeugte Nomen des Quenya Die folgenden Beispiele sind größtenteils diejenigen, welche Tolkien im sogenannten Plotz Letter auflistete, welchen er Dick Plotz Mitte der Sechziger zusandte; wiedergegeben von Nancy Martsch in Basic Quenya, Anhang A: 1. CIRYA
"Schiff" (ein R-Plural) Plural: Nominativ ciryar "Schiffe", (Akkusativ ciryai im Buchquenya, später ciryar,) Dativ ciryain, Genitiv ciryaron, Possessiv *ciryaiva (nicht im Plotz Letter), Lokativ ciryassen, Allativ ciryannar, Ablativ ciryallon (oder *ciryallor, nicht im Plotz Letter), Instrumental ciryainen, Respektiv ciryais. Partitiver Plural: Nominativ ciryali *"einige Schiffe" (im archaischen "Buchquenya" ciryalí sowohl Nominativ als auch Akkusativ), Dativ ciryalin, Genitiv ciryalion, Possessiv ciryalíva, Lokativ ciryalissë oder ciryalissen, Allativ ciryalinna oder ciryalinnar, Ablativ ciryalillo oder ciryalillon, Instrumental ciryalínen, Respektiv ciryalis. Dual: Nominativ ciryat "zwei Schiffe, ein Schiffspaar" (kein bestimmter Akkusativ selbst im archaischen Quenya?), Dativ ciryant, Genitiv ciryato, Possessiv ciryatwa, Lokativ ciryatsë, Allativ ciryanta, Ablativ ciryalto, Instrumental ciryanten, Respektiv ciryates. Jedoch wird im Falle eines u-Duals die Dualität bereits ausreichend durch das Suffix –u ausgedrückt, so dass die normalen Fallendungen ohne t (vermutlich) gebraucht werden: Nominativ aldu "zwei Bäume", (Akkusativ *aldú,) Genitiv *alduo, Possessiv *alduva, Dativ *alduen, Allativ *aldunna, Ablativ *aldullo, Lokativ *aldussë, Instrumental *aldunen, Respektiv *aldus.
2. LASSË
"Blatt" (ein I-Plural) Plural: Nom. lassi "Blätter", (Akk. lassí,) Dat. lassin, Gen. lassion, Poss. *lassiva (nicht im Plotz Letter), Lok. lassessen, All. lassennar, Abl. lassellon oder lassellor, Inst. lassinen, Resp. lassis. Partitiver Plural: Nom. lasseli (im "Buchquenya" lasselí sowohl nominativ als auch akkusativ), Gen. lasselion, Poss. lasselíva, Dat. lasselin, Lok. lasselisse/lasselissen, All. lasselinna/lasselinnar, Abl. lasselillo/lasselillon, Instr. lasselínen, Resp. lasselis. Dual: Nom/akk lasset "ein Blätterpaar", Dat. lassent, Gen. lasseto, Poss. lassetwa, Lok. lassetsë, All. lassenta, Abl. lasselto, Inst. lassenten, Resp. lassetes. Plotz Letter enthält keine Beispiele für Nomen mit konsonantischer Endung, aber sie müssten ungefähr folgendermaßen gebeugt werden:
3. NAT
"Ding" Plural: Nom. *nati "Dinge", (Akk. *natí,) Dat. *natin, Gen. *nation, Poss. *nativa, Lok. *natissen, All. *natinnar, Abl. *natillon oder *natillor, Inst. *natinen, Resp. *natis. Partitiver Plural: Nom. *nateli (im "Buchquenya" *natelí sowohl für Nom. als auch für Akk.), Dat. *natelin, Gen. *natelion, Poss. *natelíva, Lok. *natelisse/natelissen, All. *natelinna/natelinnar, Abl. *natelillo/natelillon, Instr. *natelínen, Resp. *natelis. Dual: Nom/Akk *natu "ein Dingpaar" (die Endung -u wird bevorzugt, da der Stamm auf t endet): Dat. *natuen, Gen. *natuo, Poss. *natuva, Lok. *natussë, All. *natunna, Abl. *natullo, Instr. *natunen, Resp. natus. Ein Konsonantenstamm, der nicht auf -t oder –d endet, wie elen "Stern", würde vermutlich wie folgt aussehen: Nom/Akk. *elenet "ein Sternpaar", Dat. *elenent, Gen. *eleneto (*elento?), Poss. *elenetwa, Lok. *elenetsë, All. *elenenta (vielleicht zusammengezogen zu *elenta), Abl. *elenelto, Inst. *elenenten (vielleicht zusammengezogen zu *elenten), Resp. *elenetes (*elentes?).
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